SmartThings: Samsung will mit Energie und KI Interesse am Smart-Home ausbauen

Mit Funktionen fürs Energiemanagement und Spartipps einer KI soll Samsungs Smart-Home-Plattform so populär werden wie Amazons Alexa.​

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Statt mit händisch konfigurierten Wenn-Dann-Regeln drosselt SmartThings die Energie von Samsung-Kühlschränken mit KI-Automatiken.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

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  • Berti Kolbow-Lehradt
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12,3 Millionen in Deutschland registrierte Accounts nutzen das Smart-Home-System SmartThings, teilt Samsung mit. Die hohe Zahl überrascht, da die Plattform in der äußeren Wahrnehmung hierzulande bisher eine randständige Rolle unter den Angeboten für Heimautomation einnimmt. Zur Mitgliederliste zählt aber auch, wer den Account nur verwendet, um einen Smart-TV oder eine Waschmaschine mit dem WLAN zu verbinden und dann nie mehr aufruft.

Nun will Samsung durch neue, niedrigschwellige Energiesparfunktionen mehr Haushalte von einem aktiven Einsatz der Plattform überzeugen, erklärte der Hersteller während eines Medienevents. Automatisch gewählte Einstellungen einer künstlichen Intelligenz (KI) sollen den Zugang zur smarten Steuerung vereinfachen und das händische Erstellen von Wenn-Dann-Regeln ersetzen. "KI automatisiert auf Basis von Verhaltensanalysen Steuerroutinen, wie es auf manuelle Weise nur schwer möglich wäre", erklärt Thorsten Böker, Director Business Development bei Samsung Electronics, im Gespräch mit heise online.

Derzeit rüstet Samsung WLAN-fähige Kühlschränke, Waschmaschinen und Trockner mit einem "AI Energy Mode" nach, also einem Betriebsmodus, der mithilfe von KI-Algorithmen über die eigentliche Energieeffizienzklasse hinaus den Verbrauch senken soll. Erste Modelle haben den Modus im Mai 2023 über ein Firmware-Update erhalten. Weil bei dieser Betriebseinstellung individuelle Nutzungsdaten verarbeitet werden, integriert Samsung sie als per Schalter freiwillig aktivierbare Option in der SmartThings-App.

Ist der KI-Modus aktiv, analysiert die Software zum Beispiel, wann, wie oft und wie lange die Kühlschranktür geöffnet ist. Auf Basis dieser Daten sorgt die Steuerung des Kompressors dafür, dass das Gerät nicht während des häufigen Öffnens bei der Zubereitung von Mahlzeiten gegen die Temperaturschwankung ankämpft, sondern sich erst später wieder herunterkühlt. Als Ergebnis verspricht Samsung eine zusätzliche Energieersparnis von bis zu 15 Prozent.

Eine typische Verbrauchsmessung bietet die Software schon länger. Seit Herbst 2022 ist sie mit erweiterten Funktionen Teil des in der App integrierten Dienstes "SmartThings Energy". Diesen will Samsung zu einem Energiemanagement-System ausbauen. "Für unser Verständnis einer Smart-Home-Plattform gehört es dazu, dass SmartThings künftig außer dem Verbrauch von Haushaltsgeräten etwa auch das Aufladen eines E-Bikes abhängig vom Überschuss einer Solaranlage oder eines dynamischen Stromtarifs managt", sagt Thorsten Böker. Zu diesem Zweck kooperiert Samsung seit Juni 2023 mit SolarEdge, einem Anbieter für smarte Wechselrichter.

Weniger als ein Jahr nach dem Start von SmartThings Energy kontrollieren laut Samsung rund 100.000 Nutzende in Deutschland ihren Stromverbrauch mit dem Dienst. Das sieht der Hersteller als Anstoß, die Smart-Home-Plattform weiter in diese Richtung zu entwickeln. Damit will er auch den Rückstand gegenüber populäreren Heimautomationsdiensten aufholen. Gemessen an den über zwölf Millionen Accounts zählt Samsung das eigene Angebot neben Amazon Alexa und Google Assistant zu den drei verbreitetsten Smart-Home-Plattformen hierzulande. Damit gibt sich der Hersteller auf Nachfrage nicht zufrieden. "Wir streben keine spezielle Position an, aber beim Status quo soll es definitiv nicht bleiben", sagt Thorsten Böker.

Thorsten Böker von Samsung will mit SmartThings an Amazon Alexa und Google Home vorbeiziehen: "Beim Status quo soll es definitiv nicht bleiben."

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Höheres Interesse für die Plattform erwartet Thorsten Böker zudem durch den Start des herstellerübergreifenden Standards Matter. SmartThings gehört neben Amazon, Apple und Google zu den vier großen Steuerlösungen des Smart-Home-Standards. Er soll die Einrichtung und Bedienung von Geräten über die Systemgrenzen hinweg vereinfachen. Doch bisher läuft das noch nicht stabil. Es gibt auch erst wenige Funktionen und Geräte dafür. Für Böker ist das eine vorübergehende Anlaufschwierigkeit: "Ich gehe fest davon, dass künftige Iterationen den Standard perfektionieren und Matter die Verbreitung von SmartThings und des Smart-Homes beschleunigt."

(dahe)