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Preply vergleicht die gesetzliche Gleichstellung von queeren Menschen weltweit

LGBTQ+ Rights Index zeigt, welche Staaten die gesetzliche Gleichstellung von queeren Menschen am weitesten vorangebracht haben
Nadiia Mykhalevych

Mit großer Freude lässt sich beobachten, wie Menschen immer häufiger ihre Identität selbst bestimmen, dabei traditionelle Erwartungen an Geschlecht und Rollen hinter sich lassen und endlich ganz und gar sie selbst sein können. Noch nie war die queere Bewegung so sichtbar wie heute. Die Community ist stark, laut und proud. Wir feiern Pride Month und queere Stadtviertel, wie Berlin-Schöneberg, London-Soho, Le Marais in Paris und nicht zuletzt die Christopher Street im New Yorker Greenwich Village, prägen das Stadtbild der einflussreichsten Metropolen der Welt. 

Gelebte Diversität und Toleranz gehören seit dem ersten Tag zu den Grundpfeilern von Preply und seiner internationalen Community. Wir stehen hinter unseren queeren Lehrer*innen, Schüler*innen und Mitarbeiter*innen.

Mit dem LGBTQ+ Rights Index möchten wir einen Blick auf die Geschichte der rechtlichen Gleichstellung queerer Menschen werfen. Dafür haben wir 50 Staaten der Welt ausgewählt und sie auf ihren Status in Bezug auf die rechtliche Gleichstellung mit der heterosexuellen, cisgender Bevölkerung bewertet. Dafür wurden folgende Kriterien ausgewertet: Gesellschaftliche Akzeptanz, Strafbarkeit homosexueller Aktivitäten, Ehe für Alle, Adoption für Alle, Schutz vor Diskriminierung, Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz und das Recht auf die Änderung des Gender-Eintrags in offiziellen Dokumenten.

Niederlande und Norwegen sind Wegbereiter in Sachen Gleichstellung

In den Niederlanden und in Norwegen stehen Menschen der LGBTQ+ Community alle untersuchten Rechte und Schutzmechanismen zu. Damit sind das weltweit die Länder, die die Gleichstellung von queeren Menschen am weitesten vorangetrieben haben. Weitestgehend schutzlos sind queere Menschen unter anderem in Afghanistan, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Homosexuelle Handlungen stehen dort unter Strafe. Das Emirat Dubai, ein beliebtes Reiseziel, ahndet einvernehmliche Liebe unter Männern mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.

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Frankreich ist Vorreiter in der Entkriminalisierung der Homosexualität 

Seit 1791 ist Homosexualität in Frankreich nicht mehr strafbar. Das Land ist in dieser Sache Vorreiter. Es folgten mit der Türkei im Jahr 1858 und Japan im Jahr 1881 zwei Länder, in denen das öffentliche Leben von Homosexualität gegenwärtig eher schwierig ist und tabuisiert wird. Zuletzt wurde Homosexualität in Indien im Jahr 2018 entkriminalisiert.

Rege Diskussion um trans Rechte in Deutschland 

Deutschland auf Rang 10: Queere Menschen sind erst seit relativ kurzer Zeit rechtlich weitestgehend gleichgestellt, genießen Schutz vor Diskriminierung und haben auch das Recht auf eine Änderung des Gender-Eintrags. Laute Kritik aus der Community erntet vor allem das sogenannte Transexuellengesetz aus dem Jahr 1980. Eine Reform des Gesetzes wird derzeit bereits debattiert.

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Ehe für Alle verbreitet sich seit 2001 stetig in der Welt

Als erstes Land öffneten die Niederlande die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2001. Zwei Jahre später folgte Südafrika. In Deutschland sind queere Eheleute hetereosexuellen Paaren erst seit 2017 gleichgestellt. Österreich öffnete die Ehe für Alle im Jahr 2019. Kroatien, Griechenland, Italien, Tschechien und Estland erlauben eine Heirat, jedoch als eingetragene Lebenspartnerschaft, nicht als Ehe.

23 Staaten erlauben die Adoption für Alle

Seit 1996 sind gleichgeschlechtliche und queere Paare in Kanada bei der Adoption von Kindern heterosexuellen Paaren gleichgestellt. Bis heute haben 23 der 50 untersuchten Länder die Gleichstellung bei der Adoption implementiert. In Taiwan und Estland dürfen nur leibliche Kinder der anderen Person in der Partnerschaft adoptiert werden. In Griechenland, auf den Philippinen, in Lettland, Bosnien und Herzegowina, Venezuela, im Vatikan, der Türkei und in Russland dürfen nicht-leibliche Kinder nur von einer Person in der Partnerschaft adoptiert werden, nicht von beiden Partnern.

Schutz vor Diskriminierung ist der Grundpfeiler auf dem Weg zur Gleichstellung

In Norwegen können sich LGBTQ+ bereits seit 1981 rechtlich gegen Diskriminierung wehren. In Deutschland wurde das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz im Jahr 2006 eingeführt. Es beinhaltet auch Schutz vor der Diskriminierung am Arbeitsplatz. Schutzlos gegenüber Diskriminierung in allen öffentlichen Bereichen sind LGBTQ+ unter anderem in Südkorea, Japan, der Türkei, Russland, Sri Lanka, China, Singapur, im Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar und Afghanistan. Lückenhaft sind die Antidiskriminierungsgesetze in Dänemark, Argentinien, Italien, Taiwan, Estland, Philippinen, den USA, Thailand, im Vatikan und in Venezuela.

Der harte Kampf der LGBTQ+ Community gegen konservative Werte geht weiter

Die queere Community hat sich das heute geltende Maß an Selbstbestimmung und Akzeptanz hart erkämpft. Viele Aspekte, wie das Recht auf die Ehe für Alle sind noch nicht so lang in Kraft, wie es scheint. Die Gleichstellung der Ehe erfolgte in Deutschland zum Beispiel erst im Jahr 2017 und in Österreich sogar erst 2019. Des Weiteren muss die queere Community ihre Rechte weiter gegen konservative Stimmen und Werte verteidigen, wie die aktuelle Situation in Ungarn zeigt. Zudem müssen wir uns leider auch weiterhin bewusst machen, dass Homosexualität in bestimmtem Staaten der Welt gesetzlich verboten ist und im schlimmsten Fall mit der Todesstrafe geahndet wird.

Ein besonderes Merkmal dieses Vergleichs ist, dass nicht nur berücksichtigt wurde, ob queere Menschen rechtlich gleichgestellt sind oder nicht, sondern auch wann die Gleichstellung offiziell in Kraft getreten ist und ob sie für alle LGBTQ+ gilt. Je länger dies der Fall ist und je umfangreicher Gleichstellung und Schutzmechanismen, desto besser wurde der Staat bewertet.

Definitionen, Methodik und Quellen

Das Dokument mit der Liste aller verwendeten Quellen findet sich hier.

Gesellschaftliche Akzeptanz: Ein relativer Richtwert, der die öffentliche Akzeptanz von LGBTQ+ Personen und ihren Rechten beschreibt. Dieser Richtwert, der sogenannte Global Acceptance Index”, wurde dem Bericht “Social Acceptance of LGBTI People in 175 Countries and Locations, 1981 to 2020” (Seite 33) der UCLA School of Law entnommen. Je höher der Richtwert, desto besser die Bewertung.

Entkriminalisierung homosexueller Aktivitäten: Die Legalisierung von Homosexualität ist häufig der erster Meilenstein in der queeren Geschichte einer Nation. Liberalisierung heißt in diesem Fall Entkriminalisierung von Homosexualität und homosexuellen Partnerschaften. Die vollzogene Entkriminalisierung wird in diesem Vergleich positiv bewertet. Je früher sie stattfand, desto besser die Bewertung.

Ehe für Alle: Die heteronormative Ehe gilt und galt in vielen Kreisen als besonders schützenswerte Form der Lebensgemeinschaft. In vielen Fällen ergeben sich durch eine Ehe auch rechtliche Vorteile. Das Konzept der Ehe für Alle umfasst das Recht auf Eheschließung für und zwischen allen Personen unabhängig ihres Geschlechts und trägt damit zur Gleichstellung bei. Die rechtliche Gleichstellung der Ehe wurde positiv bewertet. Je früher sie stattfand, desto besser die Bewertung.


Adoption für Alle: Die Adoption von Kindern ist in vielen Fällen an die Ehe oder an eine Partnerschaft zwischen einem Mann und einer Frau gebunden. Das Konzept beruht vor allem auf der Vorstellung, ein Kind benötige zum Aufwachsen eine Mutter (cisgender) und einen Vater (cisgender). Mit dem Recht auf Adoption für Alle wird die Adoption von der geschlechtlichen Komponente gelöst und die Adoption für alle Geschlechter und Paare möglich. Die rechtliche Gleichstellung bei der Adoption wurde positiv bewertet. Je früher sie stattfand, desto besser die Bewertung. Die Öffnung der Adoption mit Einschränkungen, z. B. wenn nur Einzelpersonen in einer Beziehung das Kind adoptieren können oder nur leibliche Kinder der anderen Person in der Partnerschaft adoptiert wurden können, wurde positiv bewertet, aber in keinem Fall besser als die vollständige rechtliche Gleichstellung ohne Einschränkungen.

Schutz vor Diskriminierung: Antidiskriminierungsgesetze sollen die Chancengleichheit sicherstellen und gesetzliche Grundlage bieten, um nicht aufgrund von sexueller Orientierung oder Geschlecht diskriminiert zu werden. Im besten Fall wirken Antidiskriminierungsgesetze flächendeckend in allen gesellschaftlichen Bereichen und allen öffentlichen Orten. Die Implementierung von Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung wurde positiv bewertet. Je früher die rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, desto besser fiel die Bewertung aus. Ein lückenhafter Schutz wurde besser bewertet als ein schutzloser Status, aber nicht so positiv wie umfassende Antidiskriminierungsgesetze.

Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz: Besonderen Schutz vor Diskriminierung gebietet die Situation am Arbeitsplatz sowie bei der Jobsuche. Die Implementierung von Gesetzen zum Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz und bei der Jobsuche aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung wurde positiv bewertet. Je früher die rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, desto besser fiel die Bewertung aus. Ein lückenhafter Schutz wurde besser bewertet als ein schutzloser Status, aber nicht so positiv wie umfassende Antidiskriminierung.

Recht auf Änderung des Gender-Eintrags: Wem bei der Geburt das falsche Geschlecht zugewiesen wurde, wie bei trans Personen, oder wer sich weder als weiblich noch als männlich identifiziert, hat in einigen Fällen das Recht, den Gender-Eintrag auf der Geburtsurkunde, dem Pass, der Personenstandsurkunde und anderen offiziellen Dokumenten ändern zu lassen. Das Recht auf Änderung des Gender-Eintrags ist damit die öffentliche Anerkennung von Transidentitäten und eines Gender-Spektrums abseits der binären Normen. Nationen, die dieses Recht zugestehen wurden positiv bewertet. Je früher die rechtlichen Grundlagen geschaffen wurden, desto besser fiel die Bewertung aus. Wenn das Recht lückenhaft oder nur unter Auflagen gilt, wurde dies besser bewertet als ein rechtloser Status, aber nicht so positiv wie das lückenlose Recht. Zu den am weitesten verbreiteten Auflagen gehört zum Beispiel, dass trans Personen ihren Geschlechtseintrag erst nach einer geschlechtsangleichenden Operation ändern dürfen.

Ein abschließender Hinweis

Wir sind uns bewusst, dass die oben genannten Kriterien nicht vollständig sind und nur einige wenige Aspekte im Kampf um die vollständige Gleichstellung queerer Menschen darstellen. Andere Kriterien, die die Bewertung ergänzt hätten, wären zum Beispiel das Verbot der Konversiontherapie, das Blutspendeverbot oder die Zensur von LGBTQ+ Themen in der Öffentlichkeit und im Bildungswesen gewesen. Leider mussten wir uns aufgrund der lückenhaften Datenlage dazu entscheiden, diese und andere Themengebiete auszuklammern. Dasselbe gilt im wesentlichen auch für die Auswahl der untersuchten Länder. Wir haben uns daher auf Kriterien und Staaten beschränkt, die eine besonders solide Datenlage aus glaubwürdigen Quellen bieten.

Nadiia Mykhalevych
Nadiia Mykhalevych
80 Artikel

Nadiia ist eine Marketing-Spezialistin mit 7 Jahren Erfahrung in der digitalen Kommunikation. Sie ist Mitbegründerin einer Bildungsorganisation für Lehrkräfte in der Ukraine und unterstützte Pädagogen im ganzen Land, Blended-Learning-Methoden in ihre Unterrichtsmethoden zu integrieren. Nadia spricht Englisch, Französisch, Ukrainisch und lernt gerade Spanisch auf Preply.

Nadiia ist eine Marketing-Spezialistin mit 7 Jahren Erfahrung in der digitalen Kommunikation. Sie ist Mitbegründerin einer Bildungsorganisation für Lehrkräfte in der Ukraine und unterstützte Pädagogen im ganzen Land, Blended-Learning-Methoden in ihre Unterrichtsmethoden zu integrieren. Nadia spricht Englisch, Französisch, Ukrainisch und lernt gerade Spanisch auf Preply.

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